Im Gespräch 4.1.2004

Abstürzende Gesellschaften – Das rechte Maß durch hohe und höchste Beteiligung

Abstürzende Gesellschaften – Spannend, wie die Einzelnen auf das Stichwort reagieren ... und dass der Ort unseres Jahrestreffens 2004 im Osten von Vielen sofort auf die dortige Situation assoziiert wird.

In meiner Ausgangslage war die Thematik aber breiter gedacht, und die KollegInnen aus dem Westen sollten durchaus auch bei der eigenen Betrachtung der Situation bleiben.

Abstürzende Gesellschaft heisst für mich auch nicht in erster Linie Sozial-Abbau, auch wenn das eine logische Folge der derzeitigen Situation ist, sondern das Ende der hochfliegenden Träume, dass das Konkurrenz-System (oft auch Kapitalismus genannt) auch für alle anderen sorgen würde, wenn es nur sozial-demokratisch gebändigt würde. Das hatte es nie vor.

Abstürzende Gesellschaft findet für mich schon viel länger in Kultur und Schule statt: Die Unfähigkeit der "Hochkultur", mit der Gegenwart umzugehen, die Blindheit der Breitenkultur für z.B. Migranten und politische Wahrheiten, Welt-Ausbeutung, ...

Und auch die Unfähigkeit vieler Berufe, ihre Erlebnisse und Erfahrungen qualifiziert wieder in die Gesellschaft zurückzugeben: Therapeuten erleben reihenweise Schul-Schäden, Lehrkräfte sind seit langer Zeit überfordert, aber als Beamte anscheinend zum Schweigen verurteilt ...

Abstürzende Gesellschaft ist die Dialoglosigkeit in einer überspezialisierten Subventions- und Verwaltungspolitik, die weder von Parteien noch von Initiativen genügend artikuliert werden kann. Die Denk-Blockaden in der Besten aller Demokratien, dass auch andere Demokratie-Formen denkbar wären, gehört ebenso dazu wie Familien-Ideologien versus Mehrheiten von Alleinerziehenden und Patchwork-Familien, Anders- und Allein-Lebenden.

Sterbende Gesellschaften wie jene afrikanischen Staaten, die sich der Wahrnehmung von sexuellen Wahrheiten und der Auswirkungen der AIDS-Infektionen verweigern, machen uns drastisch vor, was uns allmählich erreicht. Das Aussterben der innovations-unfähigen Regionen und Städte ist klar prognostiziert: Schon leben in manchen Gemeinden keine Menschen unter 40 Jahren, beginnen Abriss-Unternehmen, Mietblöcke aus den Städten zu entfernen ... die Auswirkungen der geistig beschränkten Familien- und Zuwanderungspolitik. Die Aera Kohl (16 Jahre !!!) ist da noch lange nicht überwunden, und von Rot-Grün kann in Verbesserungen keine wirkliche Innovation erwartet werden. Die Überalterung ist nur ein kleines unserer Themen, wenn wir den internationalen Kontext aufmachen.

Die Lust am Untergang ist eine wichtige Kraft, wenn im Untergang der bestehenden Systeme die Neuen gedacht werden können: Renovierende ohne Kraft lassen möglichst viel beim Alten, wilde Neuerer planen Grosses ohne menschliches Maß: Wie ist das rechte Maß zu halten? Ganz einfach: durch hohe und höchste Beteiligung.

Fritz Letsch


Antwort: Anstatt Schwarzreden –
Arbeitslosigkeit in Kreativitätsfreiraum verwandeln
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