Aktualisiert: 4.4.2005


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Allerneustes auf dieser Seite:

Rezension der Robert-Jungk- Bibliothek

Auswertungen und Dokumentationen
von Zukunftswerkstätten

Tagesaktuell
13.-20.11.2004
vom Theater-Festival
in Jena
:

Zukunftswerkstätten auf der
Utopie-Baustelle Jena
  Teil 6

  1. Samstag/Sonntag 13./14.11.2004
  2. Montag 15.11.2004
  3. Dienstag 16.11.2004
  4. Mittwoch 17.11.2004
  5. Do.-Sa. 18.-20.11.2004
  6. Hintergrund: Utopien

Hintergrund: Utopien

Sieben Zitate, zu Zustimmung oder Widerspruch herausfordernd:


Ein Ort für Utopien

Die Renaissance der Utopien, wie es ein aktueller Buchtitel verspricht – ist sie gekommen? Werden Utopien nicht länger als Spinnereien oder Firlefanz abgetan, die innerhalb von zielgerichteten Bildungsprozessen allenfalls als schmückendes Beiwerk am Rande taugen?

"Da hätten wir sicher auch ohne diesen kreativen Umweg drauf kommen können", klingt uns noch in den Ohren. So kommentierte es noch vor kurzem (September 2004) ein Auftaggeber am Ende einer erfolgreichen Zukunftswerkstatt. 130 Teilnehmende hatten sich nach 2 Tagen Arbeit zu 14 konkreten und vielversprechenden Veränderungsvorhaben in ihrem Verband zusammengeschlossen. Ihr Bild eines Verbandes, in dem Wertschätzung und freier Informationsfluss an Stelle von problematischen Strukturen im Zusammenhalt von Haupt- und Ehrenamt treten, war nicht Utopie geblieben, sondern begann bereits konkret zu werden.

Phantasie und Utopie - ein eng verknüpftes Paar in der Abfolge einer Zukunftswerkstatt, dieser besonderen, beteiligungsorientierten Methode. Das Moderations-Team einer Zukunftswerkstatt regt dazu an, Phantasie und kreative Kräfte auszuleben, um in Gruppenarbeit Vorstellungen von selbstgestalteter Zukunft auszutauschen und Utopien zu entwickeln. Die Teilnehmenden beschreiben ihre Utopien in fiktiven Geschichten, sie stellen sie mit dem eigenen Körper dar, spielen sie mit verteilten Rollen oder gestalten sie als Kunstwerk. Wohlwollend werden die Utopien in der nachfolgenden Phase begutachtet. Phantastisches und Utopisches wird herausgelöst und in konkrete Veränderungspläne oder Projektvorhaben mit realen Vorhaben und Verabredungen weiterentwickelt...

(Petra Eickhoff und Stephan G. Geffers aus Köln)

Auszug aus dem "Utopien-Lesebuch", herausgegeben vom Team Zukunftswerkstatt Köln anlässlich der Utopie-Baustelle Jena.


Hintergrund: Utopien


Zwei Bücher

zum Thema Utopie erschienen im Jahr 2004, ob sie zur Klärung hilfreich sind, steht noch aus, zu untersuchen:
  • Rudolf Maresch, Florian Rötzer (Herausgeber):
    "Renaissance der Utopie"
    (Suhrkamp-Verlag Frankfurt/Main 2004)
  • Helmut Böttiger:
    "Nach den Utopien"
    (Paul-Zsolnay-Verlag Wien 2004)
Rezension

Unser Kollege Alfred Auer ( JBZ – Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg) rezensierte das zuerst genannte Buch von Maresch und Rötzer in der Zeitschrift Pro Zukunft, Ausgabe 01/2005, als Nr. 54. Dort heißt es unter anderem:

"Die Frage ist nur, ob solch utopische Konzepte das Leben verändern können oder ob sie Relikte aus längst vergangenen Zeiten sind. Und – brauchen wir überhaupt utopische Ideale – oder reichen pragmatische Verbesserungsvorschläge aus, wie sie von Biokybernetikern oder den Cyberinformatikern kommen? Europa scheint dem Medientheoretiker Rudolf Maresch jedenfalls auffallend apathisch, leer und ausgebrannt, ohne Zuvetrsicht, dem 'Ende des utopischen Zeitalters' verfallen. [...] Aber Europa ist schließlich seit Morus, Hobbes, Marx und Rousseau Ursprung und Quelle utopischen Denkens. [...] Die Autoren gehen demnach davon aus, dass vergangene Utopien deswegen gescheitert sind, weil sie die Komplexität der sozialen Evolution und die Widersprüche der menschlichen Natur nicht beachtet haben."
[Pro Zukunft 01/2005 aus Salzburg, S. 26-27]

Einige Visionen, die sich auch im Buch finden, werden in der Rezension genannt, unter anderem:
  • Peter Glotz: Schweizer Geschichtsbuch des Jahres 2080
  • Konrad Lischka: Businessplan für imaginäre Unterhaltungs-Umwelten
  • Claus Legewie: Kontinent der Zukunft: Afrika als Vorzeige-Region der Welt
  • Janko Röttgers: Internet in 50 Jahren mit Gnutella und Edonkey
  • Florian Rötzer: Reise nach Parasitopia
Vielen Dank an das Team der JBZ, das unsere Anregung zur Rezension verwirklichte.


Querverweis zum Methodendschungel:

Zum Sinn der Utopiephase in der Zukunftswerkstatt –
Überschreiten von Realität

Ein Klassiker unter den Utopien  bolo'bolo

sei hiermit mit einem kleinen Textauszug herzlich empfohlen – vor einigen Wochen erst wiederentdeckt bei unseren Kollegen Fritz Letsch in München:

"Ein bolo besteht aus seinen Wohn- und Werkstattgebäuden (sibi) und aus einem landwirtschaftlichen Grundstück (kodu), die zusammen seine Selbstversorgung garantieren. Die landwirtschaftliche Basis kann auch aus Weiden, Alpen, Fischgewässern, Jagdgründen, Palmenhainen, Algenkulturen, Sammelgebieten usw. bestehen, je nach geografischen Bedingungen. Das bolo ist weitgehend selbständig, was die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs, vor allem mit Lebensmitteln, betrifft. Es kann auch seine Gebäude und Maschinen selber unterhalten und reparieren. Damit es die Gastfreundschaft (sila) gewährleisten kann, muss es im Stande sein, zusätzlich 30 bis 50 Gäste oder Durchreisende mitzuversorgen.

Selbstversorgung bedeutet keineswegs Isolation oder Verzicht. Die bolos sind im Gegenteil Zentren vielfältiger Beziehungen nach außen. Sie schließen Tauschabkommen mit anderen bolos ab und gelangen dadurch zu einem größeren Reichtum an Lebensmitteln oder Diensstleistungen (siehe: feno). Diese Zusammenarbeit kann bi- oder multilateral sein und wird nicht durch eine zentrale Organisation geplant. Die bolos können, gerade, weil sie selbständig sind, frei wählen, ob sie mehr oder weniger autark oder kooperativ sein wollen. Entscheidend ist dabei ihr Lebensstil (nima).

[...] können Reisende für die Gastgeber ein großer Gewinn sein. Reisen kann sogar als eine Art 'Arbeit' betrachtet werden, die man für sich und andere leistet. Reisende sorgen dafür, dass Neuigkeiten, Kenntnisse, Moden, Ideen, Geschichten, Produkte usw. zirkulieren. Reisen ist eine persönliche Form der Kommunikation, vor allem, da sie nicht mehr unter Zeitdruck stattfindet."

Auszug aus dem Buch von p.m. "bolo'bolo" erweiterte und verbesserte Auflage, Zürich (CH) (Verlag Paranoia City) 1986


Zukunftswerkstätten auf der
Utopie-Baustelle Jena
  Teil 6

  1. Samstag/Sonntag 13./14.11.2004
  2. Montag 15.11.2004
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